Der Reiz an Gravel

Gravel Bikes und Gravel-Touren mit dem Rennrad, sind spätestens seit dem letztem Jahr absoluter Mainstream. Bei mir hat es allerdings etwas länger gedauert bis ich verstanden habe was Graveln eigentlich bedeutet. Oder besser gesagt, wie ich Gravel für mich gedeutet habe.

Gravel Bikes in Hamburg sieht man mittlerweile an jeder Ecke, nicht nur im Wald oder auf Bikepacking Touren. Das Gravel Bike ist in Hamburg das ultimative Commuting Bike geworden. Viele von Euch haben bestimmt einen anderen Weg zum Gravel-Biken gefunden als ich und dass ist auch das schöne. Der eine kommt eher vom Rennradfahren, ein/e andere/r eher vom Mountain-Biken und vielleicht andere wiederum vom Wandern.

Wie kam ich zum Gravel Biken

Die treuen Leser meines Blogs kennen mich und wissen, dass ich eher vom puren Rennradfahren komme. Ballern, ballern, ballern und um jeden Preis schneller werden. Irgendwann wurden die Strecken dann aber auch länger. Vätternrundan, MSR 300 und Burning Roads wurden befahren und ich war immer schön flott bei der Sache. Irgendwie wollte ich immer mehr und da kam mir der allgemeine Bikepacking Trend genau richtig.

Vom Bikepacking zum Gravel

Letztes Jahr war es dann soweit. Meinen Carbon Aero Renner habe ich in die Garage gestellt und mein alter Cyclo Crosser mit 25mm Rennradreifen wurde flott gemacht, denn ich wollte ein einfaches Rennrad mit auf die Reise nehmen. Keine elektronische Schaltung, keine Angst um Carbon und auch keine Angst vor Überladung des Rennrads.

Mein alter Crosser von Centurion ist einfach ausgestattet. Alles Alu, mechanische Scheibenbremsen und eine Tiagra Schaltung von Shimano. Am Ende hatte ich ein Gesamtgewicht (Fahrer, Rennrad und Gepäck) von 115kg, hätte mein Aero zwar auch locker geschluckt, so musste ich mit aber keine Sorgen machen. Meinen Reisebericht zu meiner Bikepacking Tour von Hamburg nach Riva del Garda, könnt ihr hier nachlesen oder in meinem Podcast hören (iTunes / Spotify).

Abreise bei schönstem Bikepacking-Wetter
Abreise bei schönstem Bikepacking-Wetter

Auf meiner Bikepacking Tour habe ich auf jeden Fall das Radfahren neu lieben gelernt. Anfänglich war ich noch ziemlich gehetzt unterwegs.Viele Kilometer und nur Straße. Nachdem mich meine Komoot Route am dritten Tag wieder auf Straßen schickte die mir einfach zu groß waren, habe ich noch während der Etappe meine Route umgeplant und einfach von Planung für Rennrad, auf Planung für normales Fahrrad umgestellt. Von da an hatte ich ca. 60% Gravel auf meinen Etappen. Ich fühlte mich freier und nicht mehr so unter Druck gesetzt, möglichst viele Kilometer am Tag schnell zu schaffen.

Dirtbike
Dirtbike

Deshalb lieben so viele Gravel

Ich lehne mich zwar etwas aus dem Fenster, doch ich glaube dass genau das der Grund für die vielen neuen Gravel Fans ist. Man wandert eben eher durch die Landschaft, als dass man. jagt. Natürlich bin ich auch beim Graveln sportlich unterwegs, jedoch weit jenseits des 30er Schnitts. Bessere Luft und Ruhe auf ruhigen Waldwegen tuen ihr übriges und man ist als Radfahrer dann sehr schnell raus aus dem Alltag.

Die Landschaft genießen statt sich über Autos zu ärgern

Ihr kennt das sicher, eigentlich ärgert man sich auf jeder Ausfahrt über mindestens einen Autofahrer. Im Wald fahren aber keine Autos. Auf meiner Tour durch die Alpen stand eher mal eine Kuh auf dem Weg und ich musste ein paar Minuten warten. Darüber ärgert man sich aber nicht, sondern. freut sich über diese für Großstädter schöne Situation.

Das sind diese Momente in denen ich mich ins Graveln verliebt habe!

Gravel Travel

Daraus hat sich sozusagen wieder eine Unterkategorie ergeben, nämlich Gravel Travel. Also Bikepacking limitiert auf Gravel-Strecken. Mittlerweile plane ich viele meiner Touren auf möglichst viel Gravel Untergrund um Abwechslung in meinen Trainingsalltag zu bringen und ich war am Anfang wirklich überrascht wie schnell man auch in einer Großstadt wie Hamburg auf Gravel kommt und schöne Runden drehen kann.

Über Gravel Touren gibt es mittlerweile Filme und Vortragsreihen und es gibt auch schon kommerzielle Anbieter die Gravel Reisen anbieten. Für mich besteht der Reiz an Bikepacking und Gravel eigentlich genau darin nichts zu planen, außer die Himmelsrichtung, aber es gibt ja auch unsicherere Zeitgenossen welche erst einmal etwas Führung benötigen. Spätestens bei der zweiten geplanten Reise wird aber bestimmt jeder alleine fahren.

Im Herbst 2020 - in den letzten Oktober Wochen - habe ich meine nächste Reise gestartet. Diesmal bin ich mit der Bahn bin an den Bodensee gefahren und von dort aus erst den Bodensee Königsee Radweg und dann Corona Freestyle Richtung Norden gefahren. Ende Oktober waren die Tage kürzer und vor allem war es deutlich kälter, so übernachtete ich nur in Pensionen. Hat super Spaß gemacht!

Bikepacking in Zeiten von Corona
Bikepacking in Zeiten von Corona

Gravel Bike

Wie ihr sicher alle wißt, es gibt mittlerweile eine eigene Gravel Bike Gattung. Wo genau der Unterschied zum Cyclocrosser liegt, habe ich bis Heute nicht verstanden, außer die breiteren Reifen die auf einen Gravel Bike klassisch installiert sind. 2020 war in Hamburg bei den Händlern kaum noch ein Gravel Bike zu bekommen.

  • Gravel trenntet nach wie vor wie verrückt
  • Durch Corona wollen alle Fahrrad fahren
  • Gravel Bikes sind so vielseitig, dass es eine gute Investition ist

Typische Merkmale eines Gravel Bikes

  • Scheibenbremsen
  • Aufnahme für Breite Reifen (es werden gerne Mountainbike Reifen aufgezogen)
  • Eine entspanntere Ergonomie
  • Material mit guten Feder-Eigenschaften
  • Rennlenker an den Hörnchen breiter als oben

Und das war es eigentlich auch schon, bis die breiteren Reifen eigentlich wie ein Cyclocrosser, oder? Mountainbike Reifen wäre mir persönlich auch an einem Gravel Bike zu breit, man fährt ja nicht nur Schotter.

Mein Gravel Setup

Wie schon gesagt, mein Cyclocrosser derzeit mit 25mm Continental GP5000. So soll es aber nicht bleiben. Auf Dauer möchte ich auf Reisen gerne einen 30mm Reifen drauf ziehen um etwas mehr Komfort und Sicherheit zu erlangen. Ich habe mir jetzt noch ein Alltagsrad bestellt, welches ich auch für Gravel-Ausflüge nutzen möchte: Ein Canyon Roadlite AL 7.0. Ich warte noch, mein neues Stück muss aber innerhalb der nächsten Woche kommen.

Ich habe mir ein einfaches Modell bestellt.

  • Alu-Rahmen
  • 105 Shimano Ausstattung
  • 30mm Schwalbe G-One Reifen

Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie sich das Rad Fahren wird. Es ist ja eigentlich ein Rennrad mit geradem Lenker und etwas breiteren Reifen. Ich plane mit dem Rad auch ein paar Gravel Touren zu fahren, einfach als Abwechslung und eben etwas gemütlicher. Ich werde mal ein paar Streckenteile der Hanse Gravel anpeilen und erwarte nicht dass ich mit dem Roadlite langsamer sein werde als mit dem Rennrad. Das Rennrad hat nur Vorteile auf der Straße.

Fazit

Ob sich die Anschaffung eine Gravel fähigen Fahrrads für Dich lohnt, kann ich nicht beantworten. Ob Du es mal ausprobieren solltest Bikepacking / Gravel Reisen zu machen? AUF JEDEN FALL! Denke daran, dass Du auf Gravel (Schotter) Untergrund lange nicht so viel Kilometer wie auf der Straße schaffst. Darum, geht es aber auch nicht! Genieße die Landschaft, genieße die Ruhe, Genieße einfach dein Leben! Denn genau dass ist für mich Gravel, bzw. Bikepacking. Purer Genuss und Freiheit erwartet Dich, wenn Du dich traust. Aber sei immer auf der Hut, du könntest süchtig werden 😉

Wenn Du Fragen, Ideen oder Hinweise hast kannst Du mir jederzeit eine Nachricht an info[at]rennrad-hamburg.de schicken, ich freue mich auf Dich.