Bikepacking von Heidelberg nach Hameln

Ein Saison Kick-Start - oder Trainingslager - in form einer Bikepacking Tour! Diesen Gedanken habe ich schon lange und dieses Jahr habe ich endlich mal gewagt. Eine Woche im März auf Bikepacking Tour. Es war zwar ab und zu noch sehr kalt, aber mehr Glück hätte ich mit dem Wetter nicht haben können. Es ging für mich von Heidelberg bis nach Hameln, mal auf Hard Core MTB Strecken und mal auf wunderschönen Fluss-Radwanderwegen. Für mich der perfekte Start in die Saison und ich kann es Dir nur empfehlen.

Bikepacking im März
Bikepacking im März

Mallorca oder vor der Haustür

Immer zu Saisonbeginn fliegen viele andere Radfahrer nach Mallorca, oder in eine andere Region in der es im März schon warm ist. Ich blicke zwar jedes Jahr neidisch auf die Fotos der Anderen, dennoch habe ich noch nie so richtig Lust verspürt auch mal in so ein Trainingslager zu fliegen. Meine Gründe:

  • Ich fahre gerne alleine Rad, oder zumindest ungern in großen Gruppen
  • Ich fahre gerne mit meinem eigenen Rad
  • Gravel liebe ich mittlerweile mehr als Straße
  • Ich habe noch so viele Wunschziele in der näheren Umgebung
  • Bikepacking ist einfach mein Retreat

Als ich im Herbst letztes Jahr meine drei Tage Schwarzwald-Cross gemacht hatte, habe ich in Heidelberg aufgehört und mich da bereits dazu entschieden zurückzukehren. Der Schwarzwald war so wunder schön und ich hatte von Odenwald und Spessart ähnliches gehört. Deshalb war mein Ziel für den März schon früh klar.

Vorbereitungen

Ich habe mir mühe gegeben diesen Winter einigermaßen regelmäßig mit dem Gravel Bike unterwegs zu sein. Ehrlich gesagt, war ich diesen Winter immerhin etwas fleißiger als sonst, aber nur etwas. In Zahlen bedeutet es, dass ich ca. 400km bis zu der Reise in den Beinen hatte. Nicht viel, aber genug um entspannt durch die Welt zu radeln. Wie sagt man so schön: Der Rest kommt auf der Tour!

Dickere Reifen für das Gelände hatte ich mir ja bereits im letzten Jahr rauf gemacht, nun folgte noch eine MTB-Kassette für das bergige Gelände. Dazu hatte ich mir vor Abreise - nach eine Web-Recherche - eine Shimano XT Kassette mit 11-42 Zähnen bestellt. Eine neue Dura Ace/XTR Kette und einen Werkzeugkoffer mit allem Fahrrad Werkzeug kam auch noch dazu.

  • Kassette 90 EUR
  • Werkzeugkoffer 60 EUR
  • Kette 50 EUR
Shimano XT Kassette 11 - 42
Shimano XT Kassette 11 - 42, größer als die Bremsscheibe

Die Teile habe ich - wie eigentlich immer - bei Bike Components bestellt, da bin ich sehr zufrieden (nur Erfahrung, kein Sponsoring). Weder Kette noch Kassette hatte ich bisher selber gewechselt, aber Youtube wird's schon richten. Es hat alles problemlos geklappt, deshalb gehe ich an dieser Stelle nicht weiter darauf ein. Nun soll es auf die Reise gehen ...

Die Komoot Collection zu meiner Reise findet Ihr hier: Collection bei Komoot.

Start in Heidelberg

Wir (Marcus und ich) fuhren am Samstag nachmittag mit dem Zug von Hamburg nach Heidelberg, damit wir dort übernachten und am Sonntag Morgen frisch auf die Strecken können. Wir übernachteten in einen Hotel nahe des Zentrums und machten und am nächsten Morgen früh auf den Weg.

Als wir losfuhren waren es noch ca. -3°C, aber darauf waren wir ja vorbereitet und so machte uns die Kälte nichts aus. Immerhin sollte es Heute nicht mehr regnen und nur noch ein wenig Wind geben, da wir geplant haben fast nur durch Wald zu fahren wäre es aber auch nicht allzu schlimm gewesen.

Abfahrt in Heidelberg und erst mal am Neckar entlang

Los ging es. Bis zum Neckar waren es nur 3 Minuten und die Route ging erst einmal aus der Stadt raus, immer am Neckarufer entlang.

Ab in den Wald

Nach bereits 6 km ging es ab in den Wald und ziemlich steil bergauf. Auf den nächsten 3 km machten wir 300 hm auf Waldboden. Wir hatten unsere erste Etappe auf Komoot im MTB Modus geplant und wir wurden nicht enttäusch 😉 MTB Strecken können so gnadenlos sein!

Wenn man dann erst einmal oben ist, fährt man auf wunderschönen Waldautobahnen. Unser Weg führte uns zu einer wunderschönen Burg (auf Namen habe ich hier leider nicht geachtet).

Nach der Burg ging es ein ganzes Stück auf einem Panoramawanderweg oberhalb des Neckars entlang. Das war wirklich ein sehr schöner Abschnitt, bis wir auf der Höhe von Eberbach dann den Neckar verließen und in den Odenwald hinein fuhren.

Bergauf im Odenwald

Wir erreichten nach knapp 70 km unser Hotel oberhalb von Amorbach. Das waren Heute sehr hart verdiente 70 km nur durch den Wald. Wunderschön, aber hart.

70 km von Heidelberg bis nach Amorbach

Ab durch den Spessart

Währen der Frost noch die Wiesen bedeckte, haben wir in Ruhe gefrühstückt. Die Temperaturdifferenzen waren im März schon recht intensiv. Morgens -2°C Mittags bis 20°C, es galt also das Zwiebelprinzip.

Bevor es los ging haben wir unsere Räder in die Sonne geschoben und bepackten sie in Ruhe. Heute wollten wir den Spessart durchqueren und wählten die Route etwas entspannter als am Vortag, also etwas mehr Gravel und weniger MTB Tracks. Das Wetter wurde schnell besser und wir hatten die ganze Woche das Glück einen Frühling im März zu genießen.

Das Wirtshaus im Spessart

Ein Zwischen ziel für den Tag und eigentlich auch der Aufhänger der Reise, war das Wirtshaus im Spessart. Die älteren Semester unter Euch kennen es vielleicht noch, weil Ihre Eltern sie mit dem Film mit Liselotte Pulver gequält haben. Den Drehort zu Wirtshaus im Spessart hatte ich im Vorwege natürlich schon gefunden und eingebaut. Das Wasserschloss Mespelbrunn, wo der Film gedreht wurde, war in der Vorsaison leider noch geschlossen und ich konnte nur ein Foto über den Zaun machen.

Schloss Mespelbrunn
Drehort vom Wirtshaus im Spessart: Schloss Mespelbrunn

Es war Montag und eigentlich wollten wir hier unsere Mittagspause machen, leider war in der gesamten Region am Montag Ruhetag. Wir sind noch ein ganzes Stück weiter gefahren, aber wir konnten nichts finden. Nachdem Wir unsere Riegel und Kekse aufgegessen hatten, haben wir zumindest noch einen kleinen Supermarkt gefunden um das nötigste zu kaufen.

Tagesziel Gemünden am Main

Nun ging es für uns noch durch die schönen Wälder des Spessart weiter bis wir an das Main Ufer kamen. Von dort ging es dann flach bis zu unserem heutigen Tagesziel Gemünden am Main.

Über Berge und durch Wälder
Über Berge und durch Wälder

Gemünden am Main war ein schöne kleine Stadt und wir hatten ein Hotel direkt im Zentrum, es war ja nur eine kleine Stadt. In Gemünden mündet die Fränkische Saale in den Main und die Fränkische Saale wollten wir am nächsten Tag hoch fahren.

88 km bis nach Gemünden am Main

Vom Spessart in die Rhön

Es war zwar auch Heute früh noch kalt, jedoch merkten wir schnell dass es nun deutlich wärmer werden würde. Ich bin an diesem Tag ab Mittags zum ersten mal kurz gefahren, was für ein Gefühl! Dieses Mal haben wir nach 30 km einen Supermarkt gefunden und deckten uns dort mit neuer Verpflegung ein.

Snacks einkaufen
Snacks einkaufen

Die Verpflegungssituation auf dieser Tour war tatsächlich etwas schwieriger als gedacht. In der Nebensaison waren sehr viele Gasthöfe und kleine Läden durchgehend geschlossen, aber im Essen kaufen bin ich ja gut 😉

Irgendwo im Wald überschritten wir wahrscheinlich die Grenze in die Rhön, wer weiß das schon. Es war auf jeden Fall eine sehr schöne Tour zu unserem heutigen Hotel mitten im Wald. Die Hotels waren übrigens alle fast leer. Ich glaube, es waren in keinem Hotel mehr als vier Zimmer belegt, nicht oft waren wir die einzigen Gäste. Natürlich war es noch Nebensaison, aber auch die Folgen der Pandemie waren noch überall zu spüren.

Fuldaradweg

Von diesem traumhaften Ort sollte es Heute an die Fulda gehen und wir ließen die Hügel hinter uns. Wir hatten jetzt größtenteils Fahrradwege entlang der Flüsse geplant. Zuerst an die Fulda und dann an die Weser, so war unser Plan. Die Radwege entlang der Fulda sind sehr schön, bis auf die Abschnitte vorbei an Bad Hersfeld.

Unser Heutiges Ziel war Melsungen und auch wenn die Flussradwege natürlich schön sind, habe ich nicht so ein Glücksgefühl im Bauch wie bei den Fahrten durch den Wald.

Komoot hatte in unsere Route noch ein kleines Highlight eingebaut: Eine Fähre, die man selbst bedienen muss. Zu unserem Pech war die Fähre leider gesperrt. Wir mussten also einen kleinen Umweg über die Landstraße nehmen.

Seilfähre über die Fulda
Seilfähre über die Fulda

Am Nachmittag erreichten wir dann Melsungen. Standardprogramm

  • Duschen
  • Frisch machen
  • kleiner Rundgang durch den Ort
  • Essen
  • schlafen
108 km nach Melsungen

An die Weser nach Bad Karlshafen

Heute gefiel mir die Etappe wieder etwas besser. Von Melsungen aus waren es ca. 30 km bis nach Kassel, wo wir eine kleiner Kaffeepause einlegten. Ich wusste nicht, dass Kassel so schön ist.

Abfahrt in Melsungen
Abfahrt in Melsungen

Auch der Fulda Radwanderweg hatte auf diesem Abschnitt noch einiges zu bieten. Die Radwege waren zu großen Teilen abseits der Straße und es wurde auch nicht überall Asphalt rauf gegossen.

Fahrt über die Fulda

Wo Werra und Fulda sich küssen, ...

Natürlich wisst Ihr alle wo wir Mittagspause gemacht haben: In Hannoversch Münden. Irgendwie führt es mich immer wieder an diesen Ort, keine Ahnung warum. Wahrscheinlich weil so viele Jugenderinnerungen von mir an diesem Ort hängen. Wo Werra und Fulda ihren Namen büßen müssen, entsteht durch diesen Kuss. Der wunderschöne Weser Fluss!

So, oder so ähnlich, steht es zumindest auf dem Weserstein in Hannoversch Münden.

Die Weser abwärts

Nun ging es die Weser entlang, Fluss abwärts, bis zu unserem Tagesziel Bad Karlshafen. Gerade der obere Abschnitt der Weser ist wunderschön. Hier ist einfach alles niedlich und idyllisch. Die vielen kleinen Fähren über die Weser und ganzen kleinen Orte in denen immer kleine Kirchen oder Befestigungs-Reste stehen, machen eine Fahrt auf dem Weser-Radwanderweg zu einem echten Genuss-Erlebniss.

Bad Karlshafen

Auf eine Bikepacking Reise, weiß man ja nie so genau wo man Abends ankommt. Wir hatten uns Bad Karlshafen für diesen Tag ausgesucht. Unser Hotel lag direkt an der Weser und der Ort bot sogar ein wenig Gastronomie, so dass wir am Abend bei einem Leckeren Italiener Essen konnten. Der Ort selbst ist besonders, weil ein kleiner Hafen angelegt wurde und der damalige Fürst wohl große Pläne für den Ort hatte. Die genaue Geschichte könnt Ihr bei Wikipedia nachlesen, Sehr interessant!

98 km nach Bad Karlshafen

Letzte Etappe nach Hameln

Heute sollte es für uns auf die Letzte Etappe von Bad Karlshafen nach Hameln gehen. Eine entspannte letzte Etappe an der Weser entlang, bevor wir am nächsten Tag mit der Bahn zurück nach Hamburg fahren wollten. Wir hatten in die Etappe nur einen kleinen Hügel eingebaut, um das ganze etwas interessanter zu machen.

Natürlich war genau auf diesem Abschnitt ein Weg auf Grund von Waldarbeiten gesperrt, deshalb fuhren wir noch einen kleinen Umweg. Aber die Abwechslung tat sehr gut. Am Fluss entlang ist zwar schön, aber ich liebe halt den Wald und die Berge.

Wir legten noch eine Kurze Pause an einer Fähre ein, bevor wir dann bis Hameln durchzogen und unsere Tour damit beendetten.

Fazit

Die sechs Etappen waren sehr abwechslungsreich. Wie immer gehören schöne und weniger schöne Abschnitte zu einer guten Tour dazu. Ich persönlich fand die ersten Etappen durch den Odenwald, Spessart und die Rhön am schönsten. Entlang der Weser wurde es zwar etwas besserer, aber Kilometer fressen ist nicht mehr meins.

Generell muss ich sagen, dass ich am Ende des Tages nicht mehr auf die gefahrenen Kilometer gucke, sondern auf die Fahrzeit und meinen Pulsbereich bzw. die verbrauchten Kalorien. Kilometer sagen einfach nichts darüber aus, was man am Tag geleistet hat. Ich fahre dann doch lieber über Stock und Stein und schiebe dann zwischendurch mal, wenn es für mich und mein Gravelbike dann mal zu steil wird oder der Untergrund ein Fahren einfach nicht zulässt.

Gravel planen

Bisher habe ich nur Komoot zum planen meiner Reisen genutzt und dort gibt es einfach keinen funktionierenden Gravel Modus. MTB ist den Bergen sehr anspruchsvoll und der Gravel Modus schickt einen immer auf die selben Strecken wie mit dem Rennrad. Der Fahrrad Modus passt da noch am ehesten zum Gravel, schickt einen aber sehr oft auf Asphaltierte Fahrradwege. Im Podcast von BTG habe ich nun gehört, dass er Gravel mit dem CBX Routenplaner plant es für Ihn funktioniert. Den CBX Routenplaner werde ich wohl mal testen!

Ich hoffe ich konnte Euch ein wenig inspirieren und wünsche Euch viel Spaß auf Euren Fahrten!

5 Kommentare

  1. Sehr guter Reisebericht.
    Macht direkt Lust wieder aufs Rad zu steigen.
    Mich würden noch ein paar Infos zu eure Bikes und Equipment interessieren (Bike Marke, Typ, Lenkeraufsatz, Taschen, etc.)

    1. Moin Daniel, freut mich sehr dass der Bericht Lust auf’s Reisen macht. Für mich ist eine Radreise immer Balsam für die Seele, ich hoffe natürlich dass es Dir auch gut tut!

      Dass sind aber viele Fragen und ich versuche mal alles zu beantworten;-)
      Marcus und ich fahren beide Pearl Bikes (Fahrradbauer in Hamburg). Marcus fährt die Alu Variante und ich die Carbon Variante. Die Rahmen haben nicht viel miteinander gemeinsam, ansonsten sind die Räder sehr ähnlich. Einziger Unterschied (außer Rahmen) ist noch die GRX Version. Marcus fährt die GRX 400 und ich die 600. Hier kannst Du noch etwas mehr über mein Rad lesen. Die 11-42 XT Kassette habe ich mittlerweile dran (sehr zu empfehlen!!!) und ich habe zum Graveln die selben Laufräder wie Marcus, die DT Swiss db500. Die Maulweite ist etwas größer als bei den Pearl Laufrädern, auf die Pearl habe ich 32mm GP 5000 gemacht (so wird das Rad auf der Straße sehr schnell).

      Die DT Swiss fahre ich mit Teravail Cannonball in 47mm, auch die kann ich sehr empfehlen. Ein Satz für echtes Gelände eben. Der Lenkeraufsatz ist ein Syntace C3. Mir gefällt er sehr gut, ich muss aber sehr darauf achten dass der Bauch nicht noch größer wird. Es gibt andere Hersteller die eine deutlichere Höherlegung erlauben.

      Meine Packtaschen habe ich hier mal beschrieben . Ich habe jetzt noch eine neue für die obere Seite des Oberrohrs und eine mit Ersatz-Schläuchen unter dem Unterrohr, alles von Apidura. Ich fahre die meisten Taschen seit 2017 und sie halten noch immer. Ich bin einzig auf die Arschrakete von Marcus etwas neidisch, diese kann durchs lösen von Verschlüssen am Abend einfach aus einem kleinen Halter gezogen werden. Zum Be- und Endladen wirklich sehr angenehm, er hat Restrap Taschen.

      Ich hoffe, dass hilft schon mal ein wenig 😉 Falls Du Fragen hast, immer raus damit, ich versuche gerne meine Erfahrung weiterzugeben. Ich kann aber auch nur Erfahrungen für Dinge weitergeben die ich kenne und keine Kaufberatung bieten, Inspiration liefere ich aber immer gerne.

      Gute Fahrt und Gruß, Raimund.

  2. Moin
    die Gravel Touren Planung mit CXB oder m11 auf Bikerouter.de funktioniert bei uns im Norden prima.
    In den Bergen habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt.

    Vielen dank für die Berichte und Podcast
    Der Kalorien Verbrauch ist ein interessanter Leistungsmesser.

    Tschüß Tom

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